Umstrittene Videos im US-Wahlkampf

Enorme Wirkung
Umstrittene Videos im US-Wahlkampf

Die Zeiten, in denen Wahlkampf auf der Strasse stattgefunden hat, sind längst vorbei. Vor allem in den USA wird immer mehr übers Internet für oder gegen einen Kandidaten gekämpft,. In Bloggs und auf Video-Portalen können innerhalb von Stunden Fehltritte oder Diffamierungen verbreitet werden. Ein schlechter Witz vor der Kamera eines Amateurfilmers kann das Ende eines Politikers bedeuten. Zapp über Diffamierungskampagnen im Internet.

Wahlkampf in Virginia. Der Republikaner George Allen fühlt sich sicher. Er führt deutlich. Doch dann dieser Eklat. Allen George, Wahlkämpfer der Republikaner: „Dieser Typ hier im gelben Shirt, Makkaka, oder wie soll ich ihn nennen? Er folgt uns schon die ganze Zeit.“ Gemeint ist der dunkelhäutige Siddarth. S.R. Siddarth, Videofilmer: „Makkaka bedeutet soviel wie Affe und gilt als abfälliger Ausdruck für Immigranten.“ Siddarth stellt sein Filmmaterial auf die Internetseite Youtube.com. Viele tausend Menschen klicken das Video an. Der Kandidat der Republikaner ein Rassist? Der Politiker wird zur Spotfigur. Das war es für den großen Favoriten, der strahlende Sieg dahin. Das musste auch dieser Mann erfahren: Der ehemalige Präsidentschaftskandidat John Kerry. Ein Satz zerstörte alles. John Kerry, ehem. Präsidentschaftskandidat: „Erziehung ist wichtig. Seid fleißig, seid erfolgreich, sonst endet ihr im Irak.“ Das Lachen verging ihm. Nach wenigen Stunden konnten alle den verhängnisvollen Satz sehen – im Internet. Kerry entschuldigte sich – doch ohne Erfolg. Seine politische Karriere gilt als beendet. Gegen seine eigenen Worte kam er nicht mehr an.
Blogger und Video-Amateure

Matthew Zablud, Internetexperte: „Sie waren perfekt für das Internet. Eine Zehn-Sekunden-Äußerung. Sehr kurz, sehr einfach weiterzuschicken. Im Wahlkampf 2004 hatten die Blogger erstmals großen Einfluss. 2006 sind es Youtube.com und Video-Amateure, die politische Gegner filmen.“ Jeder Versprecher, jeder Tritt ins Fettnäpfchen wird auf Seiten wie Youtube.com dokumentiert. Jeder Internetnutzer kann hier Filme veröffentlichen, und – interessant für Wahlkämpfer – untereinander tauschen. Matthew Zablud: „Im Idealfall funktioniert es wie ein Virus. Freunde senden sich die Filme gegenseitig zu. Wenn du eine E-Mail von einem Freund bekommst, hältst du den Inhalt für glaubwürdiger, als wenn sie von einem politischen Kandidaten kommen oder wenn man einen Werbespot sieht.“ Die eigene Propaganda so millionenfach in Umlauf bringen, eigentlich eine Chance. Aber sie wird häufig nur zur Diffamierung missbraucht. Tennessee: Die Kandidaten im umkämpften Bundesstaat treten gemeinsam auf, doch als sich ein Sieg des Demokraten Harold Ford abzeichnet, lässt sein Gegner Videofilme produzieren, die Ford wahrheitswidrig in Zusammenhang mit leichten Mädchen bringen. Wahlwerbung der Republikaner: „Harold, call me!“ Der große Hoffnungsträger der Demokraten verlor die Wahl. Ganz sicher nicht das letzte Opfer einer Diffamierungskampagne im Internet.

Quelle: Zapp

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