Hurra, wir leben noch!

[08.11.2006 21:57 Uhr]
Hurra, wir leben noch!
Tatsächlich, die Roten schaffen die Sensation! Hannover 96 gewinnt in der Allianz-Arena beim Rekordmeister Bayern München mit 1:0 (1:0) und verlässt die Abstiegsränge. Schütze des „Goldenen Tores“ bei der taktischen Meisterleistung war der Ungar Szabolcs Huszti (43.).

Überraschungen auf beiden Seiten
Sowohl auf Seiten der Bayern als auch bei Hannover 96 sahen die 68.000 Zuschauer im fast ausverkauften Münchner Stadion überraschende Änderungen in den Formationen beider Teams. Beim FC Bayern rückte Hasan Salihamidzic für den am Knie verletzten Willy Sagnol auf den Posten des Rechtsverteidigers. Santa Cruz fiel nach zuletzt schwachen Leistungen einem defensiveren System zum Opfer und musste seinen Platz im Dreiersturm für einen offensiven Mittelfeldspieler (Ali Karimi) räumen. Auch bei den Roten aus Hannover gab es eine Besonderheit in der Aufstellung: Vahid Hashemian musste bei seinem Ex-Club mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen. An seiner Stelle stärkte Arnold Bruggink das Mittelfeld. Rosenthal, Huszti sowie Bruggink sollten das Spiel in der Offensive gestalten und den einzigen Stürmer Jiri Stajner mit Bällen füttern. Hanno Balitsch und Chavdar Yankov agierten als klassische „Sechser“ vor der Abwehr.

Stajner bereitet Husztis Treffer glänzend vor
Die ersten 15 Minuten waren von gegenseitigem Abtasten geprägt. Bayern München näherte sich jedoch immer wieder dem Tor und lauerte auf Torchancen gegen eine gut gestaffelte Hannoveraner Defensive. Im weiteren Verlauf der ersten 45 Minuten setzte Hannover verstärkt auf Kontermöglichkeiten und Standardsituationen. Echte Chancen ergaben sich so fast ausschließlich nach ruhenden Bällen. Nach 33 Minuten lag das Torschussverhältnis lediglich bei 3:2 für die Isarstädter. Erst in der 39. Spielminute kamen die Bayern zu ihrer ersten wirklich gefährlichen Szene durch einen Kopfball von Daniel van Buyten. 96-Schlussmann Robert Enke stellte hier durch eine Glanzparade einmal mehr unter Beweis, warum die Niedersachsen den Keeper unbedingt halten wollen. Kurz vor Ende der ersten Hälfte gelang Szabolcs Huszti dann die überraschende, aber nicht unverdiente Führung für die Hecking-Truppe. Nach einem groben Abwehr-Schnitzer von Martin Demichelis stibitzte Jiri Stajner dem Argentinier den Ball an der rechten Eckfahneund passte das Leder von der Außenlinie zurück an den Fünfmeterraum, wo der ungarische Nationalspieler Huszti bereit stand und ohne Probleme einnetzen konnte (43.). Somit gingen die Roten mit der sensationellen Führung in die Pause

Kein Durchkommen für den Rekordmeister
Lautstarke Pfiffe im weiten Oval der Allianz-Arena empfingen den enttäuschend auftretenden Gastgeber zur zweiten Hälfte. 10 Minuten nach Wiederanstoß suchten die Bayern immer noch verzweifelt nach spielerischen Mitteln, um der souveränen 96er- Defensive zuzusetzen. Hannover zog sich immer weiter zurück und ermöglichte den Bayern in der Folge mehr Möglichkeiten, sich dem Tor von Robert Enke zu nähern. Die Bayern kamen nun besser ins Spiel und erhöhten den Druck, ohne jedoch wirklich zwingend zu werden. Da der Deutsche Meister bis dato jegliche Kreativität vermissen ließ, versuchte Felix Magath mit der Einwechslung von Mehmet Scholl (66.) dringend notwendiges Tempo aufzubauen. Hannover musste sich in der Folge zunehmend hinten rein drängen lassen und gab den Bayern so die Möglichkeit, das Eckenverhältnis auf 9:2 hochzuschrauben (69.). Nachdem auf Bayern-Seite Santa Cruz für Makaay ins Spiel kam (72.), tauschte Dieter Hecking den guten Bruggink für Fahrenhorst aus (74.) und stärkte so zusätzlich die Abwehrabteilung der weit zurückgezogenen, aber taktisch großartig agierenden Leinestädter. Rosenthal verließ für Christoffer Andersson den Platz (78.). Damit war die taktische Marschroute Heckings für die letzten Minuten klar: Alles hinten rein stellen und das Ergebnis halten! Der im Sturm immer mehr verwaisende Stajner lieferte dabei ein großes Laufpensum ab. Bayern warf in der Schlussphase alles nah vorne und tauschte auch noch Lahm gegen den offensiven Stefan Maierhofer (80.). Trainer Hecking und Co Bremser motivierten ihr Team in den letzten Minuten lautstark, den Ball zu halten, um den hart erkämpften Auswärtsdreier mit nach Hause nehmen zu können. Die Münchner Bayern erzielten in der Nachspielzeit (92.) zwar noch ein Abseitstor, was Schiedsrichter Kinhöfer jedoch richtigerweise er- und aberkannte.

Erst die zweite Heimschlappe Bayerns in der Allianz-Arena
Die zweite Heimniederlage des Double-Siegers überhaupt seit dem Umzug in die Allianz-Arena war nach einem couragierten Kampf der Roten aus Hannover besiegelt. Die von Manager Uli Hoeneß ausgegebene Zielsetzung, den ärgsten Titelkonkurrenten Werder Bremen noch bis November vom Thron zu stoßen, ist durch die überraschende Niederlage wohl fürs erste aufs Eis gelegt. Hannover 96 hingegen hat sich im Oberhaus sensationell zurückgemeldet und verlässt durch den zweiten Saisonsieg die Abstiegsränge.
jr

STATISTIK

FC Bayern München: Kahn – Salihamidzic, van Buyten, Demichelis, Lahm (ab 81. Maierhofer) – Ottl – van Bommel, Schweinsteiger – Karimi (ab 66. Scholl) – Makaay (ab 73. Santa Cruz), Pizarro

Hannover 96: Enke – Cherundolo, Vinicius, Zuraw, Tarnat – Balitsch, Yankov – Rosenthal (ab 79. Andersson), Bruggink (ab 75. Fahrenhorst), Huszti (ab 85. Hashemian) – Stajner

Tore: Huszti (43., Stajner)

Gelbe Karten: Schweinsteiger, van Bommel / –

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Zuschauer: 68.000

Quelle: http://www.hannover96.de

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