Sein Gesicht stand Pate für einen der größten Börsen-Flops der vergangenen Jahre. Die Telekom-Aktie suggerierte den Erfolg für jedermann, und der Schauspieler versprach den Kunden das Blaue vom Himmel. Jetzt zeigt er Reue.Berlin – In einem „Stern“-Interview macht Manfred Krug deutlich, dass ihm seine Werbespots für die Aktie der Telekom immer noch schwer im Magen liegen: Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind. Die Werbekampagne bezeichnete er als seinen größten beruflichen Fehler. Seine Telekom-Aktien besitze er immer noch: Ich betrachte es als eine Art Selbstbestrafung. Es sind bis heute die einzigen Aktien, die ich selbst gekauft habe.
Die erste Tranche der Telekom-Aktie kam unter dem Namen T-Aktie im November 1996 zum Preis von umgerechnet 14,57 Euro an die Börse. Derzeit ist der Kurs auf 13,50 Euro abgesunken. In der Zwischenzeit hatte der Kurs im März 2000 aber auch schon über 100 Euro erreichet, war dann aber wieder eingebrochen.
Krug machte damals im Fernsehen Werbung sowohl für Produkte der Telekom als auch für die T-Aktie. Rund 1,9 Millionen Privatanleger kauften damals nach Firmeninformationen beim ersten Börsengang das Papier. Zwei weitere Tranchen kamen später zu deutlich höheren Kursen als beim ersten Börsengang auf den Markt. Diese Investoren haben zu heutigen Kursen erhebliche Verluste erlitten.
Vor allem die Käufer der letzten Tranche aus dem Sommer 2000, die für 66,50 Euro verkauft wurden, werden ihr Geld wohl nie wiedersehen. Am 26. Juni 2002 war die Aktie auf ihrem bisherigen Allzeittief von 8,14 Euro angekommen, hat sich seitdem etwas erholt.
Die Werbeaktion mit Krug und seinem Kollegen Charles Brauer war auch auf Kritik gestoßen: Solche Werbekampagnen werden dem Anlagemedium Aktie überhaupt nicht gerecht. Die Aktie ist kein Waschmittel und auch keine Zahnpasta, sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jürgen Kurz.
Manfred Krug beendete vor sechs Jahren seine Schauspiel-Karriere. Es habe ihn nicht ein einziges Mal gejuckt, noch einmal eine Rolle anzunehmen, sagte er jetzt. Ich hatte als Schauspieler eine bewegte und schöne Zeit, ich wollte nicht mit ansehen, wie ich meines geliebten Berufs überdrüssig und müde werde, wie ich die Texte nicht mehr schaffe, wie ich das Filmteam durch Stottern und Hängen vom Feierabend abhalte.
Die Lust auf TV-Krimis ist Krug, von 1984 bis 2001 Kommissar Stoever im Hamburger Tatort, inzwischen vergangen: Ich beneide keinen ,Tatort‘-Kommissar, weil ich weiß, dass die meisten von ihnen leiden. Unter dem Mangel an plausiblen Drehbüchern. Mangelnde Logik fällt nirgends so unangenehm auf wie im Krimi. Krug, der am 8. Februar 70 Jahre alt wird, verbringt seine Zeit heute mit lecker essen, ohne Wecker schlafen, Freunde treffen, Damen treffen, rumschlaubergern, die Enkel treffen, mit Ärzten gutstellen, hier und da öffentlich was vorlesen oder singen.
Im Sommer 2001 trat Krug, zu DDR-Zeiten ein gefeierter Jazz-Musiker, zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder live als Sänger in Berlin auf. Seitdem konzertiert er von Zeit zu Zeit mit seiner ebenfalls singenden Tochter Fanny. morgenpost.de