Aust zieht sich von Spiegel TV zurück

von Kai-Hinrich Renner und Ulrike Simon
07.07.2007 – 16.37 Uhr

 

Im Streit um die Zukunft von Spiegel TV muss Stefan Aust einlenken: Der „Spiegel“-Chefredakteur zieht sich aus der Geschäftsführung von Spiegel TV zurück. Der Gründer der Fernsehtochter des Nachrichtenmagazins wirkt dort künftig nur noch als Herausgeber.

Er hatte sich zuletzt gegen die geplante Aufspaltung von Spiegel TV in vier GmbHs gewehrt. Dieses von „Spiegel“-Geschäftsführer Mario Frank initiierte Projekt gilt allerdings mittlerweile als gescheitert. Der Hauptgesellschaft des „Spiegel“, die Mitarbeiter KG, hatte zwischenzeitlich Leitlinien verfasst, in denen es heißt, „zentrale Bereiche der ,Spiegel‘-Gruppe dürfen nicht aus dem Unternehmen ausgegliedert werden“.

Anlass für Austs Demission war wohl auch nicht der Streit um die GmbH-Frage. Wie es in Verlagskreisen heißt, habe Frank Stefan Aust vorgeworfen, Geschäftsinterna von Spiegel TV an die Presse gegeben zu haben. Aust habe dies heftig bestritten. Schließlich soll er sich dem Vernehmen nach gegenüber Frank von dem Medienanwalt Matthias Prinz vertreten lassen haben. Dabei habe man sich auf die nun gefundene Lösung geeinigt. Sowohl Stefan Aust als auch der Spiegel-Verlag lehnen jede Stellungnahme hierzu ab.

Im NDR geht derzeit ein zwei Jahre alter Artikel der „taz“ von Hand zu Hand, gegen den der Sender damals eine Unterlassungserklärung erwirkte. In dem Stück („Wulff sichert sich NDR“) wird spekuliert, der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff habe sich mit NDR-Intendant Jobst Plog auf Fernsehdirektor Volker Herres als dessen Nachfolger geeinigt. Im Gegenzug solle der künftige Intendant, der im Sender als Roter gilt, mit unionsnahen Männern umstellt werden. Manches an dieser Geschichte ist falsch, anderes halb wahr.

Erstaunlich aber ist, dass dieser Tage tatsächlich Volker Herres als künftiger Intendant gehandelt wird, flankiert vom Chef des Landesfunkhauses Hannover Arno Beyer als potenziellem Stellvertreter. Mit von der Partie soll auch der als unionsnah geltende stellvertretende TV-Chefredakteur Thomas Kühn sein: Er könnte neuer Fernsehdirektor werden oder, falls Beyer diesen Job übernimmt, künftig das Landesfunkhaus Hannover leiten. Ausgekungelt haben dieses Tableau angeblich die CDU-Ministerpräsidenten Wulff, Peter Harry Carstensen und Ole von Beust.

Ob das Trio mit seinen Vorstellungen durchkommt, ist ungewiss. Der NDR-Verwaltungsrat, der bei der Intendantenwahl das Vorschlagsrecht hat, legte sich wie berichtet zuletzt auf WDR-Verwaltungsdirektor Lutz Marmor als Plog-Nachfolger fest. Dass man auf der heutigen Sitzung seine Meinung ändert, gilt als unwahrscheinlich. Gewählt wird der Intendant am 13. Juli vom Rundfunkrat.

Ein neues Geschäftsfeld beackert Focus TV. Die Fernsehtochter des Burda Verlags hat eine Abteilung gegründet, die ausschließlich Videos für das Internet produziert. Erste Auftraggeber sind die Onlineportale von „Focus“, „Focus Schule“ und „Freundin“. Doch es gibt auch schon drei externe Kunden, von denen einer ebenfalls aus der Medienbranche kommen soll.

Mit sich selbst wird sich am 11. und 12. Juli das Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr beschäftigen. Dann treffen sich Vorstand und Aufsichtsrat in der Berliner Kommandantur Unter den Linden – der Hauptstadtresidenz der Konzernmutter – zu einem Strategiegipfel. Liefert das neue Schild, das seit ein paar Wochen die G+J-Zentrale am Hamburger Baumwall ziert, Indizien für einen Kurswechsel? Auf den Zusatz „Druck- und Verlagshaus“ wurde dort verzichtet. Das sei jedoch keineswegs ein Omen, sagt ein Sprecher. Das Schild sei nur jenem angepasst worden, das bereits an der Auffahrt zum Verlag hängt.

Quelle: Die Welt

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