Wenn E-Mails ihren Empfänger nicht erreichen oder eine aufgerufene Webseite nicht lädt, wird die Schuld dafür zumeist in Netzwerk- und Serverproblemen gesucht. Gibt es so etwas wie schwarze Löcher im Netz?
Einer aktuellen Untersuchung von Forschern der Universität Washington in Seattle zufolge sind die Gründe für das Verschwinden digitaler Informationen im Netz aber weitaus mysteriöser. Sie vermuten „schwarze Löcher der Information“ im Internet. Diese entstehen dann, wenn zwar eine Verbindung zwischen zwei Computern besteht, aber trotzdem Daten auf dem Weg von einem Rechner zum anderen verloren gehen. Um diese Schwachstellen des weltweiten Webs ausfindig zu machen und aufzuzeigen, hat das Forscherteam ein spezielles Kontrollsystem namens Hubble entwickelt, das die Wege von verschwundenen Mails und fehlgeschlagenen Seitenanfragen nachvollziehbar macht. Laut Angaben der Forscher konnte auf diese Weise nachgewiesen werden, dass während einer dreiwöchigen Testphase im September 2007 rund sieben Prozent der Computer weltweit mindestens einmal von einer solchen Störung betroffen gewesen sind. Insgesamt ortete das System seitdem knapp 900.000 solcher schwarzen Löcher im Internet.
Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass man  durch eine funktionierende Internetverbindung Zugang zum gesamten Web hat“,  erklärt Ethan Katz-Bassett, Doktoratstudent im Fachbereich Computerwissenschaft  und erster Autor der Studie. „Unser Projekt zeigt, dass das nicht der Fall ist“,  stellt Katz-Bassett fest. Über das tatsächlich gefundene Ausmaß der  Störungsanfälligkeit des World Wide Web sei der Forscher aber selbst erstaunt  gewesen. „Als wir mit dem aktuellen Projekt gestartet sind, haben wir bestimmt  nicht damit gerechnet, derartig viele Probleme vorzufinden. Die Ergebnisse der  Untersuchung waren auch für uns eine Überraschung“, meint Katz-Bassett.  Endgültige Ergebnisse ihrer von der National Science Foundation geförderten  Studie werde das Forscherteam auf dem „Usenix Symposium for Networked Design and  Implementation“ in San Francisco der Öffentlichkeit präsentieren.
„Dass  manche Nachrichten, die über das Internet verschickt werden, im digitalen  Nirwana landen, ist kein neues Problem“, betont Matthias Bärwolf,  wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Informatik und Gesellschaft der TU  Berlin, auf Anfrage von pressetext. Derartige schwarze Löcher der Information  seien eine direkte Konsequenz der Architektur des Internets. „Das Internet ist  ein Netzwerk von Netzwerken und als solches kein System, wo alles von vornherein  genau vorgegeben ist“, erläutert Bärwolf. Es gebe heute tatsächlich kaum Orte im  weltweiten Netz, die eine vollständige Kontrolle erlauben würden. „Das Internet  ist zudem als verteiltes System konzipiert, das keine starre hierarchische  Ordnung kennt“, ergänzt Bärwolf. Welchen Pfad eine versendete Information im Web  einschlägt, werde oft erst im Netzwerk selbst bestimmt. „Ich glaube aber nicht,  dass diese schwarzen Löcher vom Ausmaß her ein besonders dramatisches Problem  darstellen“, so Bärwolf.
Um ein möglichst genaues Bild von den schwarzen  Löchern im Internet zu bekommen, haben die Forscher mit Hubble ein eigenes  Kontrollsystem entwickelt. Dieses besteht aus 100 Computern in 40 Ländern der  Welt, die alle 15 Minuten Traceroutes aussenden und so den Internetverkehr  überprüfen. Bekommt Hubble keine Antwort, untersucht das System die Störung  genauer. Die Ergebnisse werden anschließend als Liste auf der Webseite des  Projekts sowie auf einer alle 15 Minuten aktualisierten Karte in Google Maps  geografisch dargestellt. In der Liste erscheinen ein Teil der IP-Adresse, der  Ort der Störung, die Erreichbarkeit und die Dauer des schwarzen Lochs. Jeder der  gelisteten Markierungen auf der Landkarte steht dabei für mehrere Hundert oder  sogar mehrere Tausend Einzelrechner. Laut eigenen Angaben sind die Forscher  somit in der Lage, insgesamt rund 85 Prozent aller Erreichbarkeitsprobleme im  Internet aufdecken zu können.
Quelle: PC Welt „Wo ist die Mail?“
„E-Mail-Verlust“ (Bericht als Email erhalten)