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Hape Kerkeling – Dalli Dalli

Dienstag, Januar 3rd, 2012

Die Chronologie der Finanzmarktkrise

Samstag, Oktober 25th, 2008

Von den Anfängen bis heute

 

13. Oktober

Die Bundesregierung stellt das größte Rettungspaket in der Geschichte der Bundesrepublik in Höhe von 500 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Maßnahmen scheinen zu wirken. Heute haben die Aktien quer durch alle Branchen kräftig zugelegt. Besonders profitierten Versorger und Banken, die oft zweistellige Gewinne verzeichneten.

 

12. Oktober

Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone haben auf einem Gipfel in Paris Regeln für ihre nationalen Rettungspakete vereinbart. Damit ist für Kanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Sarkozy der Weg frei, für nationale Maßnahmen zur Rettung der Banken.

 

10. Oktober 2008

Der Sturzflug der Börsen geht weiter. Der Nikkei verliert innerhalb einer Woche um 25 Prozent, der DAX schmilzt um 22 Prozent. Die Bundesregierung schließt inzwischen einen Einstieg bei notleidenden Banken nicht mehr aus. Die führenden Industrienationen (G7) beschließen einen gemeinsamen Aktionsplan gegen die Finanzkrise.

 

9. Oktober 2008

Die Leitzinssenkungen zeigen keine Wirkung. Der Dow Jones Index schließt nach einem Minus von mehr als sieben Prozent zum ersten Mal seit 2003 wieder unter 9.000 Punkten. Der DAX rutscht zum Handelsschluss deutlich unter 5.000 Punkte.

 

8. Oktober 2008

Sechs große Notenbanken, darunter die EZB, die amerikanische Federal Reserve und die britische Bank of England, senken in einer konzertierten Aktion die Leitzinsen. Großbritannien beschließt eine Teilverstaatlichung der größten Banken des Landes und ein Hilfspaket mit einem Gesamtvolumen von 500 Milliarden Pfund für die angeschlagenen Institute.

 

7. Oktober 2008

Die EU-Finanzminister beschließen, „systemrelevante Finanzinstitute“ zu unterstützen und europaweit Spareinlagen von mindestens 50.000 Euro zu garantieren.

 

6. Oktober 2008

Nach der deutschen Garantie-Erklärung sind andere Länder unter Druck. Auch Österreich, Dänemark und Schweden verstärken den Schutz der Einlagen. Island stoppt den Handel mit Aktien aus der Finanzbranche.

 

5. Oktober 2008:

Die Bundesregierung kündigt überraschend eine staatliche Garantie für die Spareinlagen aller Bürger in Deutschland an.

Wenige Stunden vor Öffnung der Börsen in Asien einigen sich Bundesregierung und Finanzbranche auf ein neues Rettungspaket für die Hypo Real Estate. Die Banken verdoppeln ihren kurzfristigen Kredit auf 30 Milliarden Euro. Der Bund erhöht seinen Anteil an der Gesamtbürgschaft von 35 Milliarden Euro nicht.

 

4. Oktober 2008:

Das 35 Milliarden Euro umfassende Rettungspaket für die Münchner Hypo Real Estate Group platzt. Beteiligte Banken nahmen ihre Kreditzusagen nach einer erneuten Prüfung zurück. Grund ist offenbar ein deutlich höherer Finanzierungsbedarf zur Rettung der HRE als bislang angenommen.

Die Staats- und Regierungsspitze der vier europäischen G8-Staaten Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Italien treffen sich in Paris. Sie fordern einen internationalen Krisengipfel der am stärksten von der Finanzmarktkrise betroffenen Staaten. Zugleich vereinbaren sie, dass jedes EU-Land vorerst weiter eigene Schritte zur Eindämmung der Krise unternimmt, diese aber mehr als bisher mit den anderen Mitgliedsstaaten abstimmt.

 

3. Oktober 2008:

Der US-Kongress stimmt im zweiten Anlauf für ein Notfallprogramm zum Aufkauf fauler Hypothekenkredite mit einem Volumen von 700 Milliarden Dollar.

Großbritannien erhöht die Garantie-Obergrenze für Bankeinlagen von 35.000 auf 50.000 Pfund (64.200 Euro). Hintergrund sind die seit Kurzem unbegrenzten Bürgschaften in Irland, die Kunden veranlassen könnten, massiv ihre Einlagen von britischen in irische Banken zu verlagern.

Die Niederlande übernehmen den niederländischen Teil von Fortis für 16,8 Milliarden Euro komplett.

Die angeschlagene viertgrößte US-Bank Wachovia soll nun doch nicht von der Citigroup, sondern von der US-Bank Wells Fargo übernommen werden. Wells Fargo bietet ein Mehrfaches des Angebots der Citigroup und will nicht auf staatliche Unterstützung zurückgreifen.

 

2. Oktober 2008:

Auch Griechenland spricht eine unbegrenzte Garantie für Bankeinlagen aus.

Die EU-Kommission genehmigt die staatlichen Bürgschaften in Höhe von 26,6 Milliarden Euro für die angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate in Deutschland.

 

1. Oktober 2008:

Die EU-Kommission schlägt strengere Regeln für Banken vor. Sie sollen sich unter anderem stärker gegen Risiken absichern. Die französische Finanzministerin Christine Lagarde bringt einen EU-Notfonds zur Rettung von Banken ins Gespräch. Die Idee wird in Berlin prompt abgeschmettert.

 

30. September 2008:

Belgien, Frankreich und Luxemburg greifen dem Immobilienfinanzierer Dexia mit einer Kapitalerhöhung von 6,4 Milliarden Euro unter die Arme. Die irische Regierung beschließt unbegrenzte Garantien für Einlagen in großen Banken des Landes.

 

29. September 2008:

Bundesregierung und Bankenbranche springen dem Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) mit Krediten und Bürgschaften von insgesamt 35 Milliarden Euro bei.

In Großbritannien wird die Hypothekenbank Bradford & Bingley verstaatlicht. Der Steuerzahler steht für Hypotheken und Kredite in Höhe von 63 Milliarden Euro gerade. Island übernimmt die drittgrößte Bank Glitnir. Der Staat bekommt 75 Prozent der Anteile für umgerechnet 600 Millionen Euro.

 

28. September 2008:

Die Regierungen der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs retten den Finanzkonzern Fortis. Für insgesamt 11,2 Milliarden Euro übernehmen sie jeweils 49 Prozent an den Fortis-Aktivitäten in ihren Ländern.

 

26. September 2008:

Die größte Sparkasse der USA, die Washington Mutual, fällt der Finanzkrise zum Opfer. Sie wird von J.P. Morgan Chase übernommen.

Europas größte Bank, die HSBC, streicht angesichts der Finanzkrise 1.100 Stellen.

 

22. September 2008:

Das 75 Jahre alte Modell der unabhängigen US-Investmentbanken kippt. Die letzten verbliebenen Institute, Goldman Sachs und Morgan Stanley, geben ihren Sonderstatus auf und werden gewöhnliche Geschäftsbanken.

 

19./20. September 2008:

Die US-Regierung kündigt ein Rettungspaket für die Finanzbranche an und löst damit ein Kursfeuerwerk an den Börsen aus. Das Paket soll 700 Milliarden Dollar umfassen.

Die USA und Großbritannien verhängen ein weitreichendes Verbot für sogenannte Leerverkäufe, also Wetten auf sinkende Aktienkurse. Deutschland untersagt einen Tag später ebenfalls Leerverkäufe von elf im DAX und MDAX gelisteten Finanz-Aktien, weitere Länder folgen.

 

18. September 2008:

Weltweit fluten Zentralbanken die Märkte erneut mit frischen Milliarden. Die britische Großbank Lloyds TSB übernimmt die kriselnde HBOS für 12,2 Milliarden Pfund (15,47 Mrd. Euro). Die angeschlagene zweitgrößte US-Investmentbank Morgan Stanley nimmt laut Rundfunkberichten Fusionsverhandlungen mit dem US-Finanzkonzern Wachovia auf.

 

17. September 2008:

Die US-Notenbank rettet AIG mit einem Kredit von 85 Milliarden Dollar.

 

16. September 2008:

Der Versicherungsriese AIG gerät durch Milliardenverluste in akute Kapitalnot. Die Weltbörsen setzen ihre Talfahrt fort. Die Notenbanken pumpen fast 150 Milliarden Euro in den Geldmarkt.

 

15. September 2008:

Der „schwarze Montag“: Die Investmentbank Lehman Brothers muss Insolvenz anmelden, Konkurrent Merrill Lynch wird von der Bank of America aufgekauft. Der US-Leitindex Dow Jones erleidet den stärksten Tagesverlust seit den Terrorattacken am 11. September 2001.

 

6. September 2008:

Die US-Regierung übernimmt die Kontrolle bei Fannie Mae und Freddie Mac.

 

Juli 2008:

Die US-Hypothekenbank IndyMac bricht zusammen. Die amerikanischen Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac geraten immer mehr in Bedrängnis.

 

März 2008:

Das Investmenthaus Bear Stearns wird auf Druck der US-Notenbank kurz vor dem Zusammenbruch an die Großbank J.P. Morgan Chase verkauft. Die US-Regierung springt mit Garantien ein.

 

Februar 2008:

Der US-Kongress billigt ein Konjunkturprogramm im Umfang von 150 Milliarden Dollar.

 

Januar 2008:

Der große amerikanische Immobilienfinanzierer Countrywide wird von der Bank of America aufgefangen.

 

Oktober 2007:

Beim US-Finanzkonzern Citigroup bricht der Gewinn stark ein. Von nun an meldet ein großes Finanzhaus nach dem anderen Milliardenabschreibungen und hohe Verluste.

 

September 2007:

Besorgte Kunden stürmen die Schalter der britischen Bank Northern Rock. Die Regierung und die Bank von England garantieren die Einlagen, Northern Rock wird vom Staat übernommen.

 

Juli/August 2007:

Auch in Deutschland geraten Banken wegen Fehlspekulationen am US-Immobilienmarkt in den Sog der Krise – etwa die Mittelstandsbank IKB, die Sachsen LB, die West LB und die Bayern LB.

 

Juni 2007:

Zwei Hedge-Fonds der New Yorker Investmentbank Bear Stearns straucheln, weil sie in großem Stil in mit Immobilien besicherten Papieren engagiert sind.

Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2008, 10:55 Uhr

 

Quelle: http://www.mdr.de/fakt/5778565.html

Versicherer tricksen mit Lebenserwartung…

Freitag, Oktober 24th, 2008

Quelle: plusminusGet Acrobat Reader Pdf-Dokument im neuen Fenster öffnen

Wie Behörden Bürgerrechte aushebeln

Donnerstag, Oktober 23rd, 2008

Widerspruch – Wie Behörden Bürgerrechte aushebeln          

Joachim S. aus Mülheim in Nordrhein-Westfalen soll gleich zweimal für die Straßenreinigung zahlen. Einmal für die Straße, die vor seinem Haus verläuft. Das macht er schon immer. Doch nun soll er auch noch für eine Straße zahlen, die gar nicht an sein Grundstück grenzt. 

 

„Wir sollen plötzlich für eine Straße zahlen, die hinter diesem Wall liegt, obwohl wir sie gar nicht sehen können, sondern nur hören. Und das finde ich empörend.“ Joachim S.

 

Und das nicht nur für dieses Jahr, sondern für vier Jahre rückwirkend – laut Bescheid etwa 175 Euro.

 

Joachim S. will Widerspruch einlegen, doch das ist nicht mehr möglich. Seit Ende 2007 ist das einfache und kostengünstige Widerspruchsverfahren in Nordrhein-Westfalen abgeschafft. Damit bleibt für Betroffene nur die Wahl zwischen Zahlung der Gebühr oder dem kostspieligen Klageweg.

Fragwürdiger Bürokratieabbau

 

Nordrhein-Westfalen ist kein Einzelfall. Immer mehr Bundesländer halten das Widerspruchsverfahren für überflüssig und schafften es ganz oder teilweise ab. Zuständig für die Abschaffung sind die Innenministerien. In Nordrhein-Westfalen heißt es, das Widerspruchsverfahren habe die Kommunen viel Geld und Zeit gekostet. Mit der Abschaffung würde man Geld sparen und vor allem Bürokratie abbauen. 

 

Rechtswissenschaftler wie Prof. Dr. Friedhelm Hufen von der Universität Mainz halten dies für den falschen Weg:

 

„Das ist kein Abbau von Bürokratie, die Bürokratie bleibt ja erhalten, es ist nur ein Abbau von Rechtschutz zu Ungunsten des Bürgers. Und es wird als Bürokratieabbau und als schlanker Staat verkauft und das ist ein Etikettenschwindel sondersgleichen.“ Prof. Dr. Friedhelm Hufen, Universität Mainz, Verwaltungsrecht

 

Verwaltungsrichter werfen den Behörden vor, das Problem einfach nur zu verlagern – auf die Verwaltungsgerichte. So hat sich nach der Abschaffung des Widerspruchsverfahrens in Nordrhein-Westfalen die Zahl der neuen Fälle gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt: auf 10.256 Klagen.

 

„Die Klagen beschäftigen sich mit Banalitäten, mit kleinen Detailfehlern … Die wären in der Behörde beim Widerspruchsverfahren problemlos selbst aufgefallen. Nun müssen wir – als Richter – diese Arbeit tun und auf die Fehler hinweisen. Das ist unnötig.“ Christoph Heydemann, Vorsitzender Bund der Verwaltungsrichter

 

Joachim S. und die anderen Anwohner aus Mülheim waren nun gezwungen, einen Anwalt zu bezahlen und die Gerichtskosten vorzuschießen. Jeder von den Anwohnern musste einzeln Klage erheben. 

 

Letztlich mit Erfolg. Denn kurz nach Klageeinreichung hat die Stadt Mülheim plötzlich die Bescheide aufgehoben. Zu einer Verurteilung ist es gar nicht erst gekommen. Der Grund: Die Richterin hat sich bereits vor Prozessbeginn mit der Stadt in Verbindung gesetzt und deutlich gemacht, dass deren Rechtsauffassung auch in einer Verhandlung keinen Bestand hätte. 

 

Nun muss die Stadt die entstandenen Kosten der Betroffenen übernehmen. Für Experten wie Prof. Friedhelm Hufen ist klar:Um solche Probleme kostengünstig und bürgerfreundlich zu lösen, sollte man das Widerspruchsverfahren nicht abschaffen, sondern verbessern.

 

„Der große Witz der Geschichte ist, nicht nur in der Wissenschaft sondern auch in der Politik redet alles von Mediation. Das heißt: Konflikte sollen bereinigt werden, bevor es zur Gerichtsbarkeit kommt. Aber gleichzeitig schafft man das wichtigste Verfahren der Mediation, nämlich das Widerspruchsverfahren ab. Das ist unsinnig.“ Prof. Dr. Friedhelm Hufen, Universität Mainz

 

Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 21.10.2008. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.